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Werner Fischer Gedächtnis Pokal 2015

Da unser Kapitän Peter an diesem Wochenende wieder einmal einer seiner vielfältigen Verpflichtungen nachgehen musste, freute sich Dieter riesig, dass er wieder einmal eine 30er Regatta auf der Picasso als Steuermann angehen durfte.

Für den dadurch mittschiffs frei gewordenen Platz konnten wir noch Egino, ein erfahrenes und erfolgsverwöhntes Mitglied von Dieters SIX-Pack-Crew, gewinnen, so dass wir uns Freitagmittag frohgemut und hoffnungsvoll von der Insel Reichenau Richtung Bregenz aufmachten.

Als wir später nach dem Maststellen bei richtig gutem Westwind bald den Konstanzer Trichter verlassen hatten, sahen wir vor Meersburg die große IOI-Flotte, die dort beim World-Cup mit hängenden Segeln herumdümpelt und bekamen dadurch einen ersten Eindruck, was uns an diesem Wochenende vom Wind her noch alles für Unwägbarkeiten bevor stehen könnten. Mit dem Westwind war es dann auch bald vorbei und wir durften, wie schon so oft, während der langen Reise durch den Obersee das monotone, laute Brummen unseres seitlich am Cockpit montierten Motors "genießen".

Angekommen in Bregenz feierten wir mit unseren auch schon angereisten Segelfreunden einmal mehr einen kräftigen Männerabend, so dass am nächsten Morgen anfangs keiner von uns böse war, als man beim Blick aus dem Hotelfenster feststellen konnte, dass es zwar regnete, aber sich absolut kein Blatt an den Bäumen bewegte.

Doch spätestens nach dem noch sehr entspannten Frühstück begann wieder einmal das große, nervöse Warten auf den ersehnten Wind, wobei dieses Warten letztendlich wie immer mit guten Gesprächen unter Freunden kurzweilig überbrückt werden konnte. Und plötzlich war er da: Wind! Richtiger Wind! Zwar aus wechselnden Richtungen, aber immerhin. Doch warum nur fällt kein Schuss? Warum gehen wir nicht raus? Die ersten werden nervös und machen sich auch ohne Auslaufsignal auf den Weg. Und endlich war es soweit! Die Regattaleitung gibt das Signal zum Auslaufen und die 30er Flotte macht sich bei immer stärker auffrischendem Wind auf zum schon vor Lindau postierten und auf uns wartenden Startschiff. Kaum dort angekommen haben wir mittlerweile bei immer kräftigerem Wind und noch mehr Seegang schon von Genua 1, zum "Kohlensack", Genua 2 und Sturmfock alle Vorsegel durchgewechselt, was von der Dimension her bei so einem Wetter nur richtig beurteilen kann, der heute wie ich als Vorschiffmann auf einem Renn-30er unterwegs und mittlerweile schon völlig gebadet und abgeduscht ist.

Der Wind bläst inzwischen, verbunden mit den dazugehörigen hohen Wellen, so stark, dass manch Steuermann seine edle "Klassikyacht" zum Schutz des alten Schmuckstücks schnellst möglich zurück in den Bregenzer Hafen steuert. Doch noch immer ist es nicht gelungen eine geeignete Regattabahn zu legen, da der Wind zwar kräftig, aber auch mit extremen Drehern aus immer wieder anderen Richtungen pfeift. Warum dabei die kleinen Bojenleger-Boote nach jedem Versuch wieder zurück zum Startschiff kamen, um kurz danach wieder gegen Wind und Wellen anzukämpfen, wird wohl für immer deren Geheimnis bleiben. Dadurch ging leider alles viel zu lange und für uns folglich immer im gleichen Trott stundenlang weiter: Hoch, runter, hoch, runter und als äußerste Abwechslung vielleicht auch mal: Hin und her und hin und her!

Mittlerweile machten sich dadurch sogar Bier und Wein vom gestrigen Abend wieder in der Magengegend bemerkbar. Oder war es vielleicht sogar eine kleine Seekrankheit? Als dieses ewige Hin und Her dem ein oder anderen mittlerweile schon zu blöd wurde und sich einige bereits mit ihren Schiffen Richtung Hafen aufmachten, ertönte genau in dem Augenblick, als wir das Startschiff passierten, das bei diesem Sturm leider auf dem See kaum hörbare 6 Minuten Vorbereitungssignal (warum kein Schuss), wodurch wir fast als einziges Boot (außer natürlich den alten Füchsen von Bijou VI und Elisabeth II) eine genaue Zeit für den begonnenen Countdown hatten.

Unsere Startvorbereitung lief dann so optimal, dass es uns tatsächlich gelang, die Startlinie souverän als Erste, noch vor Huppi und Rolf zu überqueren. Derweil kamen von vorne immer wieder Schiffe entgegen, die ihre Heimfahrt abbrachen, um, zwar verspätet, aber doch noch am, wie sich später leider herausstellen sollte, einzigen Regattalauf des Wochenendes teilzunehmen.

Bis kurz vor die Luv-Tonne, konnten wir unsere Spitzenposition noch tapfer behaupten, bevor uns die Bijou VI mit ihren Mannen wieder einmal bewiesen hat, dass sie bei solchen Winden fast gegen den Wind segeln kann und wir diese Höhe, warum auch immer, einfach nicht mitgehen können. Leider ist uns dabei vor lauter Staunen auch noch die Elisabeth II vorne durchgerutscht, so dass wir unsere Führung zwar verloren, aber dennoch mit dem von uns im weiteren Rennverlauf souverän gehaltenen dritten Platz am Ende sehr zufrieden sein konnten.

Da an diesem Tag, trotz noch mehrmaliger Versuche, kein Start mehr möglich war, ging es nass und mittlerweile völlig durchgefroren, zurück ans Land, wo uns das nach dem Anlegen servierte Einlaufbier angesichts des für uns tollen Ergebnisses trotzdem vorzüglich schmeckte. Und wie so oft, sollte dieses an einem schönen geselligen Abend noch lange nicht das letzte bleiben, weshalb man am Sonntagmorgen wegen des erneut leicht angeschlagenen körperlichen Zustands, die dort vorherrschende Flaute zuerst gerne zur Kenntnis nahm. (Herzlichen Dank an Heinz, dass er am Vorabend mit seinem energischen Einschreiten ein mögliches Auslaufen schon um 7 Uhr in der Früh verhindert hat!)

Dass diese Windstille dann aber über die letzte Auslaufmöglichkeit hinaus anhalten sollte, war nun wirklich nicht in unserem Sinne. Denn selbstbewusst wie wir nach dem gestrigen Lauf und der fast so erfolgreichen Nacht waren, hätten wir gerne unseren dritten Platz auf der Bahn verteidigt und dabei, obwohl der Schuss für uns am zweiten Tag schon so oft nach hinten los ging, nochmals mutig nach vorne angegriffen. Da dies nicht mehr möglich war, bleibt uns nur der Bijou VI und der Elisabeth II zu Platz eins und zwei zu gratulieren und uns die Freude, dass wir es, zugegebener Weise auch mit etwas Glück, geschafft haben, neben so erfolgreichen und ruhmreichen Crews aufs, wie man in Österreich so schön sagt, berühmte "Stockerl" zu kommen.

Vom Seglerischen her betrachtet, hier noch als kleine Ergänzung eine Kurzfassung meines Berichts:
„Außer Wind nicht viel gewesen“!

Ralf Blum
GER 152 "Picasso"

Gesamtergebnis pdf